Kopfcouleur - Mützen
Herkunft, Formen und Regeln zum Tragen

Die Entstehung der Studentenmützen


Studentenmützen werden von Studenten und Alumni in Europa und in Nordamerika getragen. Am weitesten verbreitet sind sie seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wobei sie heute insbesondere noch bei traditionellen Studentenverbindungen als Bestandteil des Couleurs Verwendung finden.

In Deutschland, Österreich und in der Schweiz ist die traditionelle Studentenmütze heute Abzeichen eines Angehörigen einer farbentragenden Studentenverbindung. Dabei werden Farbe und Form einzig von der Verbindung festgelegt und sind vollkommen unabhängig von Universität, Fakultät und Studienfach, da die Verbindungen sich traditionell für autonom und unabhängig von Staat, Parteien und Universitätsgremien halten. Vielmehr gab es seit dem 18. Jahrhundert bis ungefähr in die Mitte des 19. Jahrhunderts ständig Verbote des Tragens von „Abzeichen geheimer Gesellschaften“. Die deutschen Studentenmützen – wie auch die übrigen Bestandteile des Couleurs – entwickelten sich also in ständiger Opposition gegen die Obrigkeit. Voraussetzung war zunächst die Änderung der Frisur bei den Studenten. Mit der Französischen Revolution wurden Zopf und Dreispitz zunächst durch die revolutionäre Kurzhaarfrisur und den Zweispitz ersetzt. Der Fortfall des Zopfes und die politische Entwicklung in Europa stellten auch schnell den napoleonischen Zweispitz zur Disposition, und erst jetzt war etwa gegen Ende der zweiten Dekade Raum für die Studentenmütze als Neuerung.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts trugen die Mitglieder der Studentenverbindungen die Farben ihrer Verbindung als Farbe ihrer regulären Alltagsbekleidung. Hosen, Jacken, Mützen, ja sogar die Kordeln und Quasten an den damals üblichen langen Tabakspfeifen wurden in sorgsam ausgewählten Farben getragen. Besonders ab 1810 bis etwa 1820 war die Mode in Deutschland – vermutlich wegen der gesellschaftspolitisch unruhigen Zeiten – extrem vielfältig und zeichnete sich durch experimentelle Entwicklungen aus. Besonders junge Leute trugen Kleidungsstücke, die vielen Menschen abenteuerlich vorkamen. Aus der Vielfalt der Kopfbedeckungen kristallisierte sich zwischen 1820 und 1830 die später übliche Studentenmütze als Standard heraus.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts strahlte diese studentische Mützenmode nach Osteuropa (vor allem Polen), ins Baltikum, nach Skandinavien und in den niederländisch-flämischen Bereich aus.

Die Studentenmütze als Teil des Vollcouleur


In den 1870er Jahren wurden in ganz Deutschland für die Schüler weiterführender Schulen sogenannte Schülermützen eingeführt, die nach dem Muster der Studentenmützen gefertigt waren. Durch die Mützen wurden die Schüler nach Schule und Klassenstufe unterschieden. Diese Mützen wurden in den 1930er Jahren durch die Nationalsozialisten abgeschafft. Davon unabhängig tragen die ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründeten Schülerverbindungen Mützen nach dem Muster der Studentenverbindungen, diese aber als Abzeichen der Verbindungszugehörigkeit.

In der Regel wird die Mütze nach dem Band als zweitwichtigstes Element des Couleurs einer Studentenverbindung angesehen. Die Kombination Band und Mütze wird oftmals auch als „Vollcouleur“ bezeichnet.

Einige Verbindungen sind der Auffassung, dass Couleur traditionell zur Alltagsbekleidung der Studenten gehörte (sich daraus sogar entwickelte), und tragen deshalb heute Band und Mütze kombiniert auch mit moderner Freizeitkleidung. Einige andere Arten von Verbindungen sind der Ansicht, dass die modischen Veränderungen, die sich gegen Ende der 1960er Jahre vollzogen haben, nicht zum studentischen Couleur passen. Denn noch in den 1950er und Anfang der 1960er Jahre trug der Student an der Universität Anzug und Krawatte und die Studentin Rock. Im Zuge der 68er-Bewegung, die in beträchtlichem Maße den Studentenverbindungen ablehnend gegenüberstand, änderte sich das jedoch völlig. So wandelte sich in der Folge auch das alltägliche Erscheinungsbild des Verbindungsstudenten, – doch die Auffassungen, wie das mit dem Tragen von Couleur, insbesondere der Mütze, zu vereinbaren sei, waren geteilt.

So gilt heute in vielen Studentenverbindungen die Regel, dass die Mütze nur den vom Senior oder Sprecher, d. h. dem ersten Vorsitzenden einer Studentenverbindung, als „plenis coloribus“ (lat. „mit vollen Farben“) erklärten Veranstaltungen zu tragen sei. Dabei sollte nur „couleurfähige“ Kleidung getragen werden, also in der Regel ein nicht zu heller Anzug mit Hemd und Krawatte.

Struktur und Formen


Die Grundstruktur der Mützen ist bei allen Studentenverbindungen gleich. Sie besteht aus einem Kopfteil („Mützenkörper“), an dessen unterem Rand zumeist ein Farbstreifen („Mützensteg“, „Vorstoß“) angebracht ist. Vorne befindet sich ein Schirm aus schwarzem Leder.

Die Mützenformen sind in der Regel für eine Verbindung spezifisch, können also nicht individuell gewählt werden. Die Form vor allem des Kopfteils kann sehr stark variieren.

Es gibt sehr große Mützen, bei denen der obere Rand des Kopfteils einen deutlich größeren Durchmesser hat als der Kopfumfang (Tellermütze). Der „Bonner Teller“ ist oben durch einen eingearbeiteten Metallring versteift (vergleichbar mit den Mützen der Polizei), sodass er sich nicht zusammendrücken und in der Mantel- oder Jackentasche transportieren lässt.

Bei manchen besonders großen Variationen kann das Kopfteil der Mütze in Form eines Baretts zu einer Seite herunterhängen.

Auf der anderen Seite gibt es sehr kleine Mützen, die mehr auf dem Kopf aufliegen, als um ihn herum führen. Sie werden meist auf der hinteren Kopfseite getragen („Hinterhauptcouleur“).

Typisch für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts ist eine Mützenform, die sich durch einen kleinen Kopfteil und einen besonders langen, nach vorn ragenden Schirm auszeichnet. Man spricht hier auch von der Biedermeiermütze.

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Schirmmütze

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Stürmer oder Stechmütze

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Tönnchen (für ADAH)

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Cerevis (Chargen, EAH, …)

Beim Umgang mit Mützen gibt es einiges zu beachten. Die meisten Regeln erklären sich aus dem früher üblichen Umgang mit Kopfbedeckungen allgemein, sowie aus dem praktischen Grund, dass die Mütze nicht vom Kopf fallen soll.

Die Mütze wird abgenommen
  • beim Grüssen,
  • beim Singen von Hymnen, Bundesliedern, Couleurstrophen,
  • bei jeglichen Bandverleihungen,
  • am offenen Grab,
  • beim Einzug oder Auszug der Chargen,
  • beim Zuprosten und dem Zutrinken,
  • beim Feuer geben/nehmen, beim Anbieten von Rauchwaren.

Zusätzlich wird die Mütze nicht getragen
  • beim Bierzapfen,
  • beim Servieren,
  • beim Essen,
  • beim Aufsuchen der Toilette (einen Bundesbruder bitten, darauf solange aufzupassen - Couleurwache),
  • beim Koffertragen und ähnlichem,
  • in der Kirche

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