Ein Stiftungsfest ist eine Feier aus Anlass des Jahrestages der Gründung eines Vereins.

Bei Studentenverbindungen ist das Stiftungsfest das wichtigste Fest des Jahres. Ursprünglich zur Feier des Gründungsjubiläums eingeführt, wird das Fest heute bei einigen Verbindungen unabhängig vom Stiftungstag in der zweiten Hälfte des Sommersemesters (vorwiegend im Juni) begangen – wenn schönes Wetter zu erwarten ist, aber die Ferien noch nicht begonnen haben. In der Regel hat das Stiftungsfest von allen Festen einer Verbindung die höchste Beteiligung seitens der Alten Herren, die oft mit Familie anreisen, vorzuweisen.

Typische Veranstaltungen im Rahmen eines Stiftungsfestes sind der Stiftungsfestball und der Stiftungsfestkommers. Zwanglosere Veranstaltungsformen sind der Begrüßungsabend und der Ausklang, die mitunter auch im Freien abgehalten werden. Bei einigen Verbindungen, z.B. des Wingolfsbundes, ist es üblich, zu Stiftungsfesten einen gemeinsamen Ausflug zu unternehmen, dieser wird Exbummel genannt. Zu Jubiläen, deren Jahreszahl durch 5 teilbar ist (Endziffer „0“ oder „5“) werden häufig so genannte „große Stiftungsfeste“ veranstaltet, bei deren Gestaltung mehr Aufwand betrieben wird und bei denen auch mit noch mehr Gästen zu rechnen ist.

Eine wichtige Rolle bei Stiftungsfesten spielt das Korporationshaus der Verbindung, das als Treffpunkt und Veranstaltungsort eine zentrale Funktion übernimmt, auch wenn – gerade bei „großen Stiftungsfesten“ – nicht alle offiziellen Veranstaltungen dort stattfinden.

In vielen Verbindungen hat es sich eingebürgert, dass zu besonders wichtigen Jubiläen (z.B. 100. Stiftungsfest) Festschriften herausgegeben werden. Diese enthalten, neben Texten zur Geschichte der Verbindung, häufig auch die Festreden und Pauken (studspr.: Reden der Chargierten).
Kneipe (Studentenverbindung)

Als Kneipe bezeichnen Studentenverbindungen einerseits eine traditionelle Art studentischer Feier, die meisten Verbindungen andererseits auch den Kneipsaal selbst, d. h. einen dafür vorgesehenen Raum in einem Korporationshaus.

Auf Kneipveranstaltungen werden nach bestimmten Regeln (Kneip-Comment) und in bestimmten Formen Reden gehalten und Studentenlieder gesungen. Dazu trinkt man meist Bier. Die Mitglieder farbentragender Studentenverbindungen tragen dazu ihr Couleur. Bei offiziellen Kneipen sind neben den Aktiven auch Alte Herren (ehemalige Studenten der Verbindungen) der ausrichtenden Korporation anwesend. Meist werden zudem Mitglieder befreundeter Verbindungen und ggf. nicht-korporierte Gäste eingeladen, um gemeinsam zu feiern.

Studentische Kneipen sind aus heutiger Sicht im Vergleich zu später entstandenen Formen studentischer Veranstaltungen im Ablauf, in der Gestaltung des Ambientes und/oder in der Kleidung der Teilnehmer recht formell.

Viele Korporationshäuser haben für die Durchführung dieser Art von Veranstaltungen mehrere, verschieden große Räumlichkeiten, die mit „großer Kneipe“ und „kleiner Kneipe“ oder „großer Kneipsaal“ und „kleiner Kneipsaal“ bezeichnet werden und je nach der Teilnehmerzahl der Veranstaltung genutzt werden. Als besonders gemütlich gelten „Kellerkneipen“, kleine Räume im Untergeschoss mit Sitzecken und Bierzapfanlage.

Der studentische Ausdruck „Kneipe“ ist um die Mitte des 19. Jahrhunderts in die deutsche Allgemeinsprache als Ausdruck für eine Gaststätte übernommen worden, in der hauptsächlich alkoholische Getränke ausgeschenkt werden.

Als Kreuzkneipe (in der Schweiz auch Zweifarbenkneipe oder Zweifärbeler) wird eine Feier zweier freundschaftlich verbundener Studentenverbindungen bezeichnet, wobei sich die beiden Verbindungen im Präsidium abwechseln. Führen mehr als zwei Verbindungen bei einer solchen Kneipe das Präsidium, so wird diese Ringkneipe (Schweiz: Mehrfarbenkneipe oder Mehrfärbeler) genannt. Kneipen, bei denen Wein gereicht wird, bezeichnet man als Weinkneipen. Manche Männerbünde veranstalten Damenkneipen, bei denen weibliche Gäste eingeladen werden, denen zu gegebener Zeit auch die Leitung der Veranstaltung angetragen wird.

Vertreterrede - Anleitung

Was ist eine Vertreterrede?
Es handelt sich um verbindliche Worte, die man als Vertreter einer Verbindung bei Veranstaltungen anderer Korporationen spricht. (z. B. beim Stiftungsfest oder einem Antrittskneipenbesuch)

Wer hält die Vertreterrede?
Der älteste Bursche, der als Gast anwesend ist! Wenn Chargierte oder Fuxmajor anwesend sind, dann jeweils der ranghöchste Chargierte. Füxe dürfen nie eine Vertreterrede halten! (d. h. wenn nur ein Bursche zu einer Veranstaltung einer anderen Korporation geht, muß er auf jeden Falle eine Vertreterrede halten!)

Wie kommt es zur Vertreterrede?
Normalerweise wird man als Gast bei einer anderen Verbindung gefragt, ob man einige Worte sagen möchte; selbstverständlich bejaht man die Frage. Dann wird der ungefähre Zeitpunkt mitgeteilt. Zum gegebenen Zeitpunkt erhält man vom Präsiden - meist zwischen den Strophen eines Liedes - das Wort erteilt, z. B. „Ums Wort gebeten hat der Vertreter einer verehrlichen ... , FB/VB ..."

Wie ist die Vertreterrede grundsätzlich aufgebaut?
Anrede: „Hohes Präsid, sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren Verbandsbrüder, sehr geehrte Herren Farbenbrüder, sehr geehrte Gäste...“. Bei Stiftungsfest: „ Hohes Präsid, verehrte Festkorona...“
Dank für die freundliche Einladung, selbstverständlich im Namen der Verbindung. Freude über die freundliche Einladung zum Ausdruck bringen.
Grüße des Verbandes übermitteln, wenn kein offizieller Vertreter des Verbandes anwesend ist.
Gute Wünsche übermitteln; z. B. für das beginnende Semester bei einer Antrittskneipe, oder erholsame Semesterferien bei einer Schlußkneipe. Immer der Kneipe oder dem Kommers oder der Veranstaltung einen weiteren harmonischen Verlauf wünschen. Das Wünschen eines „feuchtfröhlichen Verlaufes" gilt eher als unerwünscht!
Persönliche Wünsche oder Worte
Trinken: Das Glas muß mindestens halbvoll sein! Am besten hat man einen vollen Bierkrug präpariert! Man kann auf ein „Vivat, Crescat, Floreat gastgebende Verbindung in tempore " sein Glas leeren(!) oder einen „geziemenden Streifen auf das Wohl der ..." trinken!
Dank für gehabtes Silentium (nicht vergessen!)

Wenn es geht, sollte man immer einen persönlichen oder aktuellen Bezug aufbauen, z. B. Kommilitonen bei der betreffenden Korporation ansprechen.
Alles was man als Vertreter unserer Korporation sagt, gibt ein Bild in der Öffentlichkeit über die eigene Korporation ab! Man muß sich daher an die allgemeinen Regeln der gewählten Ausdrucksweise halten!

Anrede anderer Korporationen
Es gibt zwei unterschiedliche Anreden für andere Korporationen, sowohl im Wort, als auch in der Schrift:
  • Burschenschaften, Corps, Turnerschaften, Landsmannschaften sowie alle nichtschlagenden Verbindungen werden mit „einer verehrlichen..." angesprochen bzw. angeschrieben.
  • Schülerverbindungen werden mit „einem wohllöblichen..." angesprochen bzw. angeschrieben.
Sollte die betreffende Korporation gerade Präsidierende sein (z. B. des Verbandes.), so erfolgt die Anrede als „einer sehr verehrlichen..." oder „einem hochwohllöblichen..."


Beispiel für eine Vertreterrede
Nach dem Aufruf durch den X steht der Redner auf (Sacko zumachen!) und bedankt sich für das Wort mit „Danke für erhaltetes“.
Dann folgt die Rede:

"Hohes Präsidium, verehrte Festcorona,
im Namen meiner Technischen Verbindung Grafia zu Stuttgart bedanke ich mich recht herzlich für die Einladung, über die wir uns sehr gefreut haben. Ich überbringe herzliche Grüße unserer Verbindung und wünsche der Kneipe weiterhin einen harmonischen Verlauf und trinke zusammen mit meinen BBBB, in der Hoffnung, Sie auch bald einmal bei einer unserer Veranstaltungen begrüßen zu dürfen, auf ein Vivat, Crescat, Floreat in tempore Ihrer (Name der betreffenden Verbindung)!
"

Nachdem das Glas geleert wurde, bedankt sich der Redner noch bei Präsidium mit den Worten: „Danke für gehabtes.“

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